Das Geniale an der Donut-Ökonomie ist ihre Einfachheit. Die britische Autorin und Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth sagt: Stell dir unsere Situation mal als Donut vor. Einen ganz normalen Donut aus der Bäckerei um die Ecke. Den Donut selbst stell dir jetzt vor als einen guten Ort, einen Ort, an dem man leben will. Damit das gelingt, braucht er nach außen eine ökologische Decke und ein soziales Fundament. Das ist die Grundidee.
Kate Raworth fragt: „Wie wäre es, wenn wir nicht die etablierten, althergebrachten Theorien an den Anfang der Ökonomie stellen, sondern stattdessen die langfristigen Ziele der Menschheit, und versuchten, ein ökonomisches Denken zu entwickeln, das uns in die Lage versetzt, diese Ziele zu erreichen? Ich machte mich daran, ein Bild dieser Ziele zu zeichnen, das schließlich, so verrückt es klingen mag, wie ein Donut aussah – ja, wie ein amerikanischer Donut mit einem Loch in der Mitte.“
Die Donut-Ökonomie zielt auf eine „gesunde Ökonomie“, in der Purpose und Werte zählen, anstatt auf Wachstum des Bruttosozialprodukts. Es geht darum, drei Dinge zu verbinden: Wirtschaft, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Mithilfe dieses Modells soll es gelingen, die großen Herausforderungen unseres Jahrhunderts zu bewältigen:
- Allen Menschen müssen die wesentlichen Lebensgrundlagen zur Verfügung stehen. Dazu zählen Wasser, Lebensraum und -mittel, soziale Gerechtigkeit und weitere Elemente,.
- Darüber hinaus muss die Wirtschaft sicherstellen, dass sie das Systeme der Erde nicht überlastet. Die Zerstörung der Ozonschicht, Süßwasser-Verknappung, die Versauerung der Ozeane und natürlich der Klimawandel finden sich hier.
Das ist der Rahmen, den das Modell der Donut-Ökonomie beschreibt. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der zwischen den sozialen und den planetarischen Grenzen einen ökologisch balancierten, sicheren und sozial gerechten Raum beschreibt, in dem wir gedeihen können.
Der äußere Kreis: die ökologische Decke
Das sind die Ressourcen des Planeten, die nicht unendlich zur Verfügung stehen. Was passiert, wenn wir durch unser ökonomisches Handeln zu viele von ihnen verbrauchen, dürfte längst jedem klar sein. Wo sind die Grenzwerte. Kate Raworth verwendet in ihrem Modell die Werte des Resilience Center der Universität Stockholm.
Wie sehr die Menschen die Erde bereits belasten, verdeutlicht unter anderem auch der Weltüberlastungstag, auf Englisch Earth Overshot Day. Die Organisation Earth Overshoot Day berechnet, wann wir die Ressourcen aufgebraucht haben, die uns in einem Jahr zur Verfügung stehen. Es war der 2. August 2023.
Der innere Kreis: das gesellschaftliche Fundament
In der Donut-Ökonomie bildet der innere Kreis das Fundament der sozialen Absicherung. Die Donut-Ökonomie lehnt sich an die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen an, die in der Agenda 2030 aus dem Jahre 2015 niedergelegt sind. Hier finden sich zum Beispiel grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Gesundheit, Wasser oder Energie.
Im Loch des Donuts finden sich die sozialen Herausforderungen – Armut, Hunger, soziale Ungerechtigkeit oder Kriege. Eine gesellschaftlich gerechte Wirtschaft sollte niemanden in dieses Loch fallen lassen.
5 Grundsätze für den Weg in eine Donut-Ökonomie
- Perspektive umkehren. Fragen, wieviele Vorteile bringt diese Organisation anstatt wieviel Gewinn
- Gedeihen statt wachsen. Hab genug, aber nicht zu viel: Wachstum darf niemals Selbstzweck sein
- Agil handeln für kontinuierliche Verbesserung. Wachsam sein für Feedback Loops and Tipping Points.
- Daran arbeiten, die Gleichheit zwischen den Beteiligten zu verbessern.
- Ein Teiler, Reparateur, und Regenerator sein. Klima- und energiebewusst leben.
Von dem Buch von Raworth findet sich hier eine Kurzfassung, geschrieben von der Autorin selbst. Darüber hinaus gab sie 2018 einen spannenden TED Talk zum Thema.