Das Igel-Prinzip sorgt dafür, dass wir uns radikal fokussieren. Es findet sich in der Schnittmenge von vier Kreisen und ist, ähnlich wie der Golden Circle, ein Tool, das direkt zum Purpose führt – sei es in Unternehmen oder sei es im eigenen Leben.
Entwickelt wurde dieses Tool von Managementautor Jim Collins, er stellt es in seinem Buch Der Weg zu den Besten vor. Es ist ein Buch über die Prinzipien besonders erfolgreicher Unternehmen. Mehr als das: Es ist ein Buch darüber, wie wir uns im Leben orientieren könne, und zwar so, dass wir die Dinge, die uns bedeutsam erscheinen, mit Erfolg tun.
Collins unterscheidet Füchse und Igel. Füchse sind schlaue Tiere und wissen viele Dinge, Igel dagegen beherrschen genau eine Sache: Wird es kritisch, igeln sie sich ein.
Das klingt zunächst einmal wenig positiv. Doch Collins unterscheidet im Leben und natürlich auch im Job Igel- und Fuchstypen. Fuchstypen sind mit vielen Themen auf vielen Ebenen unterwegs, sie sind kreativ und energetisch. Igeltypen bevorzugen das Einfache und Klare. Sie folgen einer zentralen Einsicht, einem Prinzip, einem Purpose.
Igeltypen haben einen Blick für das Wesentliche
Collins schreibt: „Igeltypen haben einen Blick für das Wesentliche, alles andere ignorieren sie.“
Google zum Beispiel ist ein Igeltyp. Suche ist das dominante Thema und damit verbunden die Monetarisierung von Daten. Alphabet, die Mutterfirma von Google, ist eher ein Fuchstyp. Autonomes Fahren, KI … wo ist die Mitte?
Das Modell für das Igel-Prinzip zeigt bei Collins drei Kreise, die sich überschneiden. In der Mitte befindet sich das Gemeinsame aus diesen drei Bereichen. Ich erlaube mir, dieses Schema um einen Kreis zu erweitern.
Das Igel-Prinzip: die vier Kreise
Worin können wir die Besten sein?
Die Annahme ist Folgende: Wenn ich keine Chance habe, etwas gut zu machen, vielleicht sogar die oder die oder der Beste zu sein, verliere ich die Freude daran, bin frustriert. Daher spielt Fähigkeit bzw. Begabung eine Rolle.
Was ist unsere Leidenschaft?
Wie bereits im Beitrag Die Erfolgsformel: Verbinde Purpose und Passion beschrieben, ist Leidenschaft fundamental im Kontext von Purpose. Nur sollte sie nicht das oberste Prinzip sein.
Was ist unser Motor für Erfolg?
Welchem Prinzip folge ich, um meine Sache zu machen? Für Collins ist der Erfolg rein wirtschaftlicher Natur, doch vielleicht geht es um ganz andere Dinge. Bei Amma, der geistlichen Führerin aus Indien, z.B. geht es darum, möglichst viele Menschen zu umarmen und sie so zu inspirieren.
Wen können wir glücklich machen?
Für mich ist das eine grundlegende Frage und ich füge sie als vierten Kreis hinzu. Wem wollen wir Gutes tun?
Das Igel-Prinzip: Praktische Anwendung
Wie gehe ich praktisch vor bei der Anwendung des Igel-Prinzips?
Damit sich der Purpose zeigt (die Schnittmenge der vier Kreise) sammelt Leidenschaften, Erfolgsmotoren, potentielle Adressaten und die Fähigkeiten, die es euch oder dem Unternehmen ermöglichen, zu den Besten zu gehören. Schreibt sie in vier Reihen auf ein Whiteboard und spielt mit möglichen Verbindungen. Nehmt euch Zeit, so etwas kann dauern.
Der Dialog ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Gibt es eine Lösung, die gut genug ist, dann arbeite mit dieser. Im Detail lässt sich jede Lösung später noch verbessern. Nutzt um beim Corporate Purpose eine Entscheidung herbeizuführen, vielleicht Konsent anstelle von Konsens.
Beim Konsens diskutieren wir in der Regel so lange, bis alle Beteiligten einer Lösung aktiv zustimmen. Beim Konsent fragen wir hingegen, ob jemand Einwände gegen die Lösung hat und sie deshalb aktiv ablehnt. Während der Konsens Widersprüche gänzlich auflösen will, nutzt Konsent Widersprüche als Teil der Lösung und zielt auf ein „Good enough for now, save enough to try“. Es ist ein Verfahren, dass gerade nicht beim kleinsten gemeinsamen Nenner endet, sondern bei einer starken Wahl.