Der Golden Circle ist für mich so etwas wie der Zauberstab für alle, die ihren Purpose ergründen und formulieren wollen. Er funktioniert universell. Wir können ihn für uns als Person nutzen, für Abteilungen, für Unternehmen, für Netzwerke. Es gibt keine komplexen Regeln und Vorgaben. Der Charme der drei Kreise liegt in ihrer Einfachheit. Sie wirken, als wären sie von Kindern gezeichnet worden. Motto: Bitte erkläre die Welt so, dass auch ich bequem folgen kann!
Der Golden Circle sagt: Stelle drei Fragen – why, how, what – und mit den Antworten beschreibst du perfekt, worum es geht. Die Fragen brauchen keine komplexen Antworten, es reicht oft schon ein Satz. Je kürzer, desto besser, ist die Regel. Simon Sineks „Frag immer erst Warum“ erschien 2009, in diesem Jahr gab er auch seinen legendären TED Talk. Der Talk wurde mehr als 50 Millionen Mal gesehen – und hat stark gewirkt. Heute ist der Golden Circle ein Standardtool in Organisationen und bei Unternehmensberatungen.
In diesem Beitrag erkläre ich zunächst die klassische Version des Golden Circle, wie Simon Sinek sie entwickelt hat. Danach seht ihr eine erweiterte Variante, die sich aus meiner jahrelangen Arbeit mit dem Golden Circle ergeben hat. Es geht darum, etwas präziser zu fragen, um schneller zu treffenderen Antworten auf die drei Fragen Why, How, What zu kommen.
Der Golden Circle stellt 3 elementare Fragen: Why, How, What
Was? Jede Organisation kann diese Frage beantworten, ganz gleich wie groß oder klein, auch wenn große Unternehmen mehr Aspekte des Was besitzen. Es ist eine Frage, die wir jeder Mitarbeiterin stellen können und jedem Mitarbeiter und sie werden nicht lange überlegen müssen. Es geht um eine vereinfachte Darstellung der Hauptlinie.
Wie? Die Antwort auf diese Frage fällt schon ein wenig schwerer. Die Kultur wird beschrieben, der strategische Masterplan, das Mindset oder das, was im Kontrast zur Konkurrenz anders gemacht wird. Wir könnten sagen, es geht um etwas, das mit Disziplin getan wird, um das Was im Sinne des Warum zu schaffen.
Warum? Die Antwort auf die zentrale Frage fällt am schwersten. Das Why nutzen in Sineks Welt, die vor allem die Welt des Marketings ist, inspirierte und inspirierende Firmen oder Leader. Andere vernachlässigen diese Frage oder geben eine lapidare, nichtssagenden Antwort. Beim Why geht es vor allem um maximale Klarheit, damit es anschlussfähig ist.
Den Umgang mit dem Golden Circle beschreibt Simon Sinek ganz einfach: Starte mit dem Warum und frage erst dann nach dem Wie und dem Was. So entsteht deine Welt in der richtigen Ordnung – von innen nach außen. Wenn du in einer anderen Reihenfolge vorgehst, dann kommst du vielleicht schneller zu Ergebnissen, aber findest mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Warum oder konstruierst dir mühselig eins. Das aber genau ist zu vermeiden, denn im Kern verbindet die Antwort auf die Frage nach dem Warum. Sie verbindet Menschen mit Menschen, Marken und Kunden, Bewegungen und Anhänger.
Der einzige Schritt, der meiner Erfahrung nach wichtig ist: Seht euch sich nicht nur das Why an. Die Magie des Golden Circles liegt für mich darin, Warum, Wie und Was zusammenklingen zu lassen. Der Dreiklang ist das Entscheidende, die Abstimmung der Elemente untereinander. Das Warum allein mag seine eigene Würde haben, doch gewinnt es im Dreiklang. Denn dieser Dreiklang öffnet die Tür zu einer Welt.
Golden Circle Tesla: Vorfahrt für nachhaltige Energie
Warum: Wir wollen den Übergang zu nachhaltiger Energie beschleunigen.
Wie: Ein Masterplan führt uns von Nischen- zu Massenmodellen und entwickelt darüber hinaus auch eine Infrastruktur.
Was: Wir bauen Elektroautos.
Golden Circle Greta Thunberg: Die Klimakrise abwenden
Warum: Ich will die Klimakrise abwenden.
Wie: Ich habe den School Strike for Climate initiiert, halte Vorträge, gebe Interviews, strebe danach, klimavorbildlich zu leben.
Was: Ich bin Klimaaktivistin.
Der erweiterte Golden Circle
Seitdem ich mit dem Golden Circle arbeite, frage ich mich, ob er sich nicht ein wenig optimieren ließe, sodass die Einfachheit erhalten bleibt, doch viele Missverständnisse, die in der praktischen Arbeit mit diesem Tool immer wieder auftauchen, sich auflösen. Dabei ist ein Golden Circle entstanden, der eine Frage und damit auch einen Ring hinzugewonnen hat – für wen? – sowie die Fragen segmentiert, um sie begrifflich klarer zu machen.
Die zwei Dimensionen des Warum
Das Warum stiftet häufig Verwirrung, weil es aus zwei Richtungen verstanden werden kann: dem Gestern und dem Morgen. Warum im Sinne von weshalb, das wäre der Blick in die Vergangenheit oder auch der Blick nach innen. Und warum im Sinne von wozu, das wäre der Blick in die Zukunft oder nach außen. Beide Richtungen sind wichtig – wir wollen die Wurzeln verstehen und ein Gefühl für den Baum oder den Wald bekommen, der wachsen soll.
Das äußere Warum erscheint idealer Weise als Bestandteil des Golden Circles. Das innere Warum ist bei einem Unternehmen zum Beispiel eine Gründungsstory. Sie gibt dem äußeren Warum Halt, Substanz und Echtheit. Exakt diese Kombination halte ich für unschlagbar.
Die vier Aspekte des Wie
Das Wie öffnet interessanter Weise den Raum in viele Richtungen – und das ist gut. Ich habe das Wie zur besseren Orientierung in vier Segmente aufgeteilt: Werte, Prozess, Kultur, Kunden. Je nachdem, was dir im Kontext deines Lebens, deines Teams oder deiner Organisation wichtig erscheint, setzt du den Fokus. Tesla betont den Prozess, das Vorgehen: Wir bewegen uns vom Nischenmarkt zum Massenmarkt und folgen dabei der Economy of Scale. Bei Greta Thunberg geht es um den Prozess, die Reise, die Schritte.
Der vierte Kreis: Für Wen
Der äußere Kreis fragt danach, für wen meine Produkte oder Dienstleistungen gedacht sind. Oder bei meinem privaten Purpose: Wen genau habe ich im Blick? Hier habe ich drei Segmente gewählt, um den Kreis der Empfänger oder Kunden zu beschreiben: Sind es Individuen oder Organisationen oder geht es um die Gesellschaft als Ganzes? Kombinationen sind natürlich ebenfalls denkbar.
Golden Circle Biontech: Zukunftsweisende Therapien
Für wen: Schwer an Krebs erkrankte Menschen (Individuen / Gesellschaft)
Warum: möglichst vielen betroffenen Menschen Zugang zu diesen Therapien zu ermöglichen und so ihr Leben spürbar zu verbessern (wozu)
Wie: Durch die Kombination einer Vielzahl an modernen therapeutischen Plattformen und Bioinformatiktools (Prozess)
Was: zukunftsweisende, individualisierte Therapien gegen Krebs und andere schwere Erkrankungen entwickeln