Archetypen sind ein Modell aus der Psychologie. Der Schweizer C. G. Jung beschreibt Urbilder, die jeder Mensch, jede Marke, jedes Unternehmen in sich trägt. In diesem Beitrag findet ihr eine detaillierte Übersicht der Archetypen und ihre praktische Anwendung am Beispiel von Purpose.
Im Kontext von Purpose sind Archetypen sehr nützlich, denn der Liebende, der Held, oder der Weise sprechen direkt zu unserem Unbewussten ohne Umweg über den Verstand. Sie adressieren unsere Träume, Wünsche, Sehnsüchte – unseren Purpose. Jeder Archetyp repräsentiert eine Sinnorientierung, eine Antwort auf die Fragen nach dem Warum und Wozu.
Welcher Archetyp sind Sie, Ihr Team, Ihr Unternehmen, Ihre Marke? Bevor wir uns der Beantwortung dieser Frage nähern, betrachten wir die Archetypen genauer. Als ihr Entdecker gilt der Schweizer Psychologe C. G. Jung. Er schreibt, dass wir alle uns in archetypischen Mustern bewegen, die unser Leben bestimmen. Sie waren vor uns da und werden noch da sein, wenn wir längst wieder gegangen sind.
In der Welt von Jung erscheint das Leben wie ein Puppenspiel, das jede Minute, jeden Tag, jedes Jahr von Neuem aufgeführt wird und wir sind der Zauberer, der Held, der Narr. Wir füllen alte Muster mit neuem Leben – unserem eigenen.
Das Bild der Archetypen ist ein Kreis. Am äußeren Rand des Kreises findet sich der Archetyp selbst, der äußere Kreis zeigt, wofür der Archetyp steht. Der Narr steht für Freude, der Weise für Wissen, der Rebell für Befreiung.
Der Liebende
Der Archetyp des Liebenden steht für alle Bereiche menschlicher Liebe – Elternliebe, Freundschaft, Liebespaar oder spirituelle Liebe. Verlangen: Vertrautheit und sinnliche Freude. Ziel: in einer Beziehung mit Menschen sein. Furcht: ungeliebt sein. Strategie: anziehend sein. Falle: sich selbst verlieren. Beispiele: Chanel, Monica Belluci, Romeo und Julia.
Der Narr
Der Archetyp des Narren reicht vom Clown bis zum Hochstapler. Verlangen: einen Schmerz überwinden. Ziel: die Wahrheit in heiterer Form verkleiden. Furcht: allein sein. Strategie: komisch sein. Falle: Zynismus. Beispiele: Ben and Jerry’s, Hofnarr, Anke Engelke, Woody Allen.
Der Jedermann
Der Archetyp des Jedermann repräsentiert den Typen von nebenan. Verlangen: Verbindung zu anderen. Ziel: unauffällig hineinpassen. Furcht: ausgeschlossen sein. Strategie: Anpassung. Falle: Oberflächlichkeit. Meine Beispiele: Aldi, IKEA, Helene Fischer.
Der Betreuer
Der Archetyp des Betreuers repräsentiert einen fürsorglichen, empathischen Altruisten. Verlangen: Menschen vor Schaden bewahren. Ziel: anderen helfen. Furcht: Egoismus. Strategie: für Menschen da sein. Falle: Selbstaufopferung. Meine Beispiele: Ärzte ohne Grenzen, Prinzessin Diana, Mutter Teresa.
Der Herrscher
Der Archetyp des Herrschers repräsentiert die Mächtigen dieser Welt. Verlangen: Kontrolle. Ziel: Wohlstand schaffen. Strategie: Führung. Furcht: Chaos. Falle: Machtmissbrauch. Meine Beispiele: Angela Merkel, Napoleon, Rolex.
Der Schöpfer
Der Archetyp des Schöpfers repräsentiert den Künstler, Innovatoren und Unternehmer. Verlangen: etwas von anhaltendem Wert zu schaffen. Ziel: einer Vision Form geben. Strategie: künstlerische Fähigkeiten erwerben. Falle: Perfektionismus. Meine Beispiele: Leonardo da Vinci, Joanne K. Rowling, Post-it.
Der Unschuldige
Der Archetyp des Unschuldigen repräsentiert das Kind. Verlangen: das Paradies erfahren. Ziel: glücklich zu sein. Strategie: die Dinge richtig machen. Falle: Angst: etwas falsch zu machen. Meine Beispiele: Dalai Lama, Marilyn Monroe, McDonalds, Disney.
Der Weise
Der Archetyp des Weisen repräsentiert den Wissenschaftler oder Lehrer. Verlangen: die Wahrheit finden. Ziel: die Welt verstehen. Strategie: sich und andere durch Wissen wachsen lassen. Falle: Verliert sich in seinen Studien. Meine Beispiele: Albert Einstein, Simone de Beauvoir, Yoda, Harvard University.
Der Entdecker
Der Archetyp des Entdeckers repräsentiert den Abenteurer. Verlangen: sich selbst finden durch Entdeckung der Welt. Ziel: Befriedigung einer unstillbaren Neugier. Strategie: Aufbruch und Reise. Falle: zielloses Umherwandern. Meine Beispiele: Ada Lovelace, Reinhold Messner, Marie Curie, Christoph Kolumbus, Patagonia.
Der Rebell
Der Archetyp des Rebellen repräsentiert den Outlaw. Verlangen: Rache, Revolution, Gerechtigkeit. Ziel: überwinden, was nicht funktioniert. Strategie: disruptiv sein. Falle: auf die dunkle Seite zu geraten. Meine Beispiele: Elon Musk, Alice Schwarzer, Fidel Castro, Harley Davidson.
Der Zauberer
Der Archetyp des Zauberers repräsentiert den Macher. Verlangen: zu wissen, wie die Welt tickt. Ziel: Träume verwirklichen. Strategie: Visionen umsetzen. Falle: zum Manipulator werden. Meine Beispiele: Gandalf, Frida Kahlo, der gereifte Steve Jobs, Viagra.
Der Held
Der Archetyp des Helden repräsentiert den Kämpfer. Verlangen: mutige Taten. Ziel: die Welt verbessern. Strategie: die machtvollste Version seiner selbst werden. Falle: Arroganz. Meine Beispiele: Odysseus, James Bond, Rosa Parks, Malala, Nike.
Von den Archetypen zum Why, zum Purpose
Im inneren Kreis der Grafik der Archetypen finden wir 4 Grundausrichtungen menschlichen Strebens: Verbindung, Autonomie, Ordnung, Change. Psychologen nennen das auch die „Himmelsrichtungen der Seele“. Die Gegensatzpaare liegen einander diagonal gegenüber. Sie helfen bei der Grundorientierung.
Wie gelangen wir von dem Kreis der Archetypen zum Purpose? Indem wir unseren Archetyp verstehen und damit ein Gefühl für den Raum unserer Möglichkeiten bekommen.
Bin ich ein Weiser, dann ist mein Weg, auf dem ich Gutes für mich, die Gemeinschaft, die Natur tun kann, vorgezeichnet – es ist der Weg des Wissens und der Forschung.
Bin ich ein Narr, ist auch da mein Weg klar – ich bereite anderen und mir selbst Vergnügen und ich kann bittere Wahrheit so aussprechen, dass Menschen über sie lachen und zugleich verstehen. Auf dieser Linie liegt mein Purpose. Ob ich jetzt Filme drehe, die zugleich unterhalten und nachdenklich machen, wie Woody Allen, oder coole, faire, vegane Kondome aus Naturkautschuk oder Biotampons produziere wie Einhorn, es gibt ausreichend Spielraum.
Die rationale und die intuitive Annäherung an den Archetypen
Den eigenen Archetyp oder auch den der Firma oder der Marke zu bestimmen, ist manchmal ganz einfach. Du blickst auf die Grafik und weißt: Das bin ich oder das sind wir. Meist aber dauert es etwas länger.
Meiner Erfahrung nach können wir uns auf zwei Arten nähern: rational oder intuitiv. Mit Empathie oder mit Logik. Ich empfehle, beide Herangehensweisen zu kombinieren. Das rationale Vorgehen funktioniert am einfachsten über Ausschluss: Wer bin ich nicht? In den seltensten Fällen bleibt genau ein Archetyp übrig, meistens sind es mehrere. Das ist der Zeitpunkt, um sich intuitiv zu nähern. Die Frage ist, zu welchem Archetyp fühle ich mich besonders stark hingezogen?
Die Annäherung über die Archetypen und ihre Motivation
Ein starker Ausgangspunkt ist meiner Meinung nach auch ein Set aus 4 Archetypen aus 4 verschiedenen Segmenten. Wo, wenn überhaupt, finde ich mich in Bezug auf Verbindung, Autonomie, Ordnung, Change?
Ich könnte theoretisch in jede Richtung gehen, doch das ist unwahrscheinlich. Eher ergibt sich eine bevorzugte Richtung und in Verbindung mit den anderen Archetypen ergibt sich ein volleres Bild meiner Persönlichkeit. Das wiederum hilft bei der Realisierung des eigenen Purpose, weil Archetypen ganz klar den Weg vorzeigen, wie wir auf die Welt einwirken. Mit ihnen zu arbeiten, gibt dem Purpose-Prozess zugleich Struktur und Tiefe, doch einen spielerischen Charakter.