Jeder Mensch hat einen Purpose, ein Why, einen Grund zu leben. Doch dieser Purpose wurde häufig vergessen. Die Folge ist ein Leben, das zwischen Versuch und Irrtum pendelt. Oder ein Unternehmen, das glaubt, sein Daseinszweck bestehe allein darin, Geld zu verdienen.
Die True-Purpose-Methode, entwickelt vom Mathematiker Tim Kelley, will helfen, dieses Wissen wieder hervorzuholen. Die Leitfragen sind: Warum bin ich hier? Wer soll ich sein? Was soll ich tun?
Purpose erscheint dabei nicht als etwas Einfaches, sondern er wird aufgefaltet. Das sind die vier Dimensionen des persönlichen Purpose:
1. Essenz: Es ist der Seins-Aspekt des Purpose. Wer ihn entdecken will, folgt der Frage, welche Qualitäten gehen von mir aus, auch wenn ich gar nicht tue. Feedback von Anderen hilft, diese Essenz wieder wahrzunehmen. Beispiel für Essenz: Deine Essenz ist Klarheit, Freude oder Wahrheit.
2. Blessing: Es ist der Aspekt des Purpose, der andere verändert. Beispiel für Blessing: Dein Blessing kehrt Furcht in Freude.
3. Mission: Es ist die zentrale Aufgabe, die mit dem Purpose verbunden ist, gedacht auf der größtmöglichen Skala. Beispiel für Mission: Deine Segnung, Menschen ihren Weg zu zeigen, wird zur Mission: Der Gesellschaft ihren Weg zeigen.
4. Message: Es ist die Weisheit, die du mit der Welt teilst. Beispiel für Message: Es ist notwendig, dass wir die Welt des Business von einer Ego-getriebenen Welt in eine Purpose-zentrierte Welt transformieren.
Kelley, der Menschen, Organisationen und Regierungen hilft, ihren Purpose zu finden, empfiehlt, sich diesen Fragen nicht nur über Verstand und Gefühl zu nähern. Wir sollten uns einen direkten Zugang zu den vier Dimensionen des Purpose über Meditation, Visioning oder Voice Dialogue suchen und so das Unbewusste anzuzapfen.
In seiner berühmten Rede vor Studenten der Universität Stanford im Juni 2005 ruft Apple-Gründer und CEO Steve Jobs den Absolventen zu: „Finde, was du liebst!“ Und wenn du es noch nicht gefunden hast, hör nicht auf, danach zu suchen. „Gib dich nicht mit weniger zufrieden.“
Drei Jahre später, es ist wieder Juni, steht Amerikas erfolgreichste Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey vor der Abschlussklasse in Stanford und ruft: „Wenn ihr wirklich fliegen wollt, verbindet eure Energie mit eurer Passion … Vertraut eurem Herzen und ihr werdet erfolgreich sein.“ Beide Reden sind großartig und inspirierend. Und lange Zeit hätte ich zu 100 Prozent zugestimmt, bis ich 2018 das Buch „Great at Work“ von Morten T. Hansen entdeckte, das gerade neu erschienen war. Der vielversprechende Untertitel: How Top Performers Do Less, Work Better, and Achieve More. Hansen sagt, seinen Studien haben ergeben, dass wir unsere Leidenschaften nicht als obersten Impulsgeber oder gar als Kompass verwenden sollten. Es würde zu oft scheitern. Für jede Oprah Winfrey und jeden Steve Jobs stehen Tausende, die mit der gleichen Leidenschaftlichkeit gescheitert sind. Wir sollten stattdessen unsere Passion einem höheren Sinn unterordnen. Purpose und Passion miteinander verknüpfen. Das wäre ein Garant für Bestleistungen und in der Folge für ein erfülltes Leben. Wie können wir das praktisch umsetzen? Gar nicht kompliziert: Wir zeichnen zwei Kreise, die sich überschneiden: den Purpose-Kreis und den Passion-Kreis. In einem Kreis halten wir fest, was wir zu tun lieben und im anderen Kreis halten wir fest, womit wir einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten könnten. In Schnittmenge der beiden Kreise liegt die richtige Mischung, die uns zu herausragenden Leistungen befähigt.DIE 6 GESICHTER DER LEIDENSCHAFT
Eine wunderbare Übung! Doch bevor wir beginnen, sollten wir uns die verschiedenen Horizonte von Purpose sowie die unterschiedlichen Aspekte von Passion genauer ansehen. Passion hat sechs Gesichter. Wir sind leidenschaftlich in unserem Beruf, weil wir:- Freude daran haben, unsere Arbeit genießen
- Leistung erbringen, etwas erreichen
- kreativ sein können
- den Umgang mit Menschen genießen
- lernen und wachsen können – beruflich und privat
- unsere Kompetenzen nutzen und das tun, was wir am besten können.
DIE 3 GESICHTER DER SINNHAFTIGKEIT VON ARBEIT
Auf der Purpose-Seite lassen sich zumindest drei Horizonte zeichnen. Mit jedem verschiebt sich das Gefühl für unser Warum und Wozu, es wird stärker, weil wir immer mehr Welt darin aufnehmen:- wir schaffen Wert, ohne anderen Menschen durch unser Tun zu schaden
- wir entwickeln persönliche Sinnhaftigkeit
- wir finden eine soziale Mission, die weit über das Geldverdienen hinausgeht.